- DE |
- EN
Kommission Pädagogik und Humanistische Psychologie
Die Humanistische Pädagogik und Psychologie als Kommission der DGfE und aktive Gruppe von Forschenden, Lehrenden und PraktikerInnen basiert auf reformpädagogischen Konzeptionen ebenso wie auf grundlegenden Annahmen der Humanistischen Psychologie und transferiert sie in aktuelle pädagogische Kontexte. Ebenso liegen integrative und transpersonale Konzepte zugrunde.
Die Reformpädagogik, die sich zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelte und ihre größte Entfaltung in der Zeit zwischen den Weltkriegen verzeichnete, nimmt die Bedürfnisse, Interessen und Fähigkeiten der Lernenden zum Ausgangspunkt aller pädagogischen Überlegungen und Interventionen, deren zentrales Anliegen die selbstbestimmte Entwicklung der Persönlichkeit ist. Viele bedeutsame ReformpädagogInnen haben sich um die theoretische Fundierung und Realisierung dieses Prinzips verdient gemacht. Dabei griffen und greifen sie auf viele gut ausgearbeitete philosophische, pädagogische und psychologische Konzepte mit ausgeprägten Traditionslinien z. B. der Phänomenologie, der jüdisch-christlichen Anthropologie, des Humanismus, des Existentialismus, der Gestaltpsychologie und vielen mehr zurück und beziehen deren Grundannahmen auf die Gestaltung von persönlichkeitsförderlichen pädagogischen Kontexten. Dieser Traditionslinie ist die Humanistische Pädagogik und Psychologie verpflichtet und unternimmt aktuelle Weiterentwicklungen dieser Theorietraditionen.
Die Humanistische Psychologie, insbesondere seit der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg im amerikanischen Raum entwickelt und allgemein historisch als die dritte Kraft der großen psychologischen Strömungen bezeichnet, setzt sich ebenso wie die Reformpädagogik mit ihren anthropologischen Grundannahmen von mechanistischen und strukturellen Menschenbildern ab, welche dem Behaviorismus und auch den tiefenpsychologischen Modellen zugrunde liegen.
Grundlegend sind die Annahmen,
- dass der Mensch eine psychobiologische autonome Einheit in sozialer und ökologischer Interdependenz ist, d. h. dass er eine einzigartige selbstbestimmte Person in der Einheit von Körper, Seele und Geist ist, die sich zugleich immer in sozialer Eingebundenheit befindet, diese gestaltet und durch sie gestaltet wird;
- dass der Mensch ein immanentes Potential des Strebens nach Wachstum und Selbstverwirklichung hat, d. h. dass er sich auf seine eigenen Werte hinbewegt, die innerhalb seiner Sozialität in Wechselwirkung zwischen der Innerlichkeit und Äußerlichkeit entwickelt werden, und dass er dabei eigene Grenzen schützen und auch überschreiten kann;
- dass sich der Mensch in der Gegenwärtigkeit aktualisiert, d. h. dass er seine Selbstverwirklichung im Hier und Jetzt - ausgehend von dem aktuell Wahrgenommenen - vollzieht. Dabei ist die Bewusstheit der Wahrnehmung, die Awareness der subjektiven Realität, von grundlegender Bedeutung, denn sie ist Ausgangspunkt aller Intentionen;
- dass der Mensch verantwortlich ist für die Konsequenzen der von ihm getroffenen Entscheidungen und Wahlen, und zwar gegenüber sich selbst ebenso wie gegenüber seinen Mitmenschen, d. h. dass seine Freiheit in Interdependenz immer an Verantwortung gebunden ist.
In der Humanistischen Pädagogik und Psychologie sind auch diese Annahmen Ausgangspunkt der Gestaltung und Reflexion von Situationen der Begegnung in lernender, lehrender, begleitender und beratender Absicht. Dazu werden tradierte Konzepte weiter verfolgt und in ihrer Wirksamkeit untersucht sowie neue Impulse integriert und zu aktuellen Prinzipien verdichtet. Eine detailliertere Darstellung der Theorielinien und Fundamente unseres forschenden und praktischen Wirkens findet sich in dem Text "Historische Wurzeln und Entwicklung der Humanistischen Pädagogik – von der Reformpädagogik zur Humanistischen und Integralen Pädagogik“ von Heinrich Dauber (2009) aus dem Werk ‚Grundlagen Humanistischer Pädagogik‘, erschienen in 2. Auflage bei Klinkhardt in der Schriftenreihe zur Humanistischen Pädagogik und Psychologie.